Eure Partnerschaftsprobleme gehen die Kinder nichts an. Sie haben weiterhin Anrecht auf liebevolle und respektvolle Eltern. Sie haben Anrecht darauf, nicht ins Kreuzgefecht gefangen zu werden. Ich weiss, dass es schwierig sein kann, Sticheleien zu verklemmen, doch diese verletzen nur und bringen die Kinder in einen Loyalitätskonflikt. Sie haben das Gefühl, nicht so sein und leben zu dürfen, wie es für sie stimmig ist.

Wie in einem früheren Beitrag bereits erwähnt, haben sich die Übergaben vollkommen entspannt, sobald der Vater meines Sohnes ihm klar gesagt hat, dass er auch mich lieben dürfe. Ich hatte ihm das schon oft verbalisiert, damit meine Trauer seiner Liebe zum Vater nicht im Weg steht. Für uns Eltern sind gewisse Sachen klar – wie es für den Vater war. Doch für die Kinder ist es nicht immer so: Sie könnten Trauer als Ablehnung gegen sich verstehen. Also die Erlaubnis unbedingt verbalisieren.
Ich habe meinem Sohn auch explizit gesagt, er dürfe die neue Partnerin seines Vaters lieben. Das ist die einzige Erlaubnis, die er von mir braucht, trotz meiner Verletzung, sie lieben zu dürfen. Wenn er sie nicht mögen würde, dann würden wir auch kein Bündnis gegen sie formen. Das Kind will nicht Partei ergreifen. Es will spüren, dass es frei ist, seinem Herz zu folgen.
Wie sieht es denn aus mit Authentizität und Ehrlichkeit? Dafür gibt es immer einen richtigen Zeitpunkt und eine richtige Wortwahl. Und den richtigen Empfänger. Dein Kind ist nicht dein Konfident. Ihn gehen die Paarschwierigkeiten und Erwachsenengefühle nichts an. Ja, es ist wichtig, die Gefühle anzuerkennen. Kinder spüren sie - sie zu verstecken ist unmöglich. Und wenn wir eine andere Geschichte erzählen als unsere Gefühle mitteilen, so bringt es die Kinder nur in Verwirrung, denn sie wissen ihren eigenen Empfindungen und Gefühle nicht mehr zu trauen. Doch dort hat es sich. «Ich bin traurig, wütend, … - was auch immer. Doch es geht wieder vorbei und es hat nichts mit dir zu tun.» Belaste dein Kind nicht mit deinen Verletzungen und Frustrationen. Es kann nicht damit umgehen und hat es nicht verdient, damit belastet zu werden. Mach ihm das Geschenk, sich so frei wie nur möglich entfalten zu können.
Apropos Geschenk: Anfänglich haben wir auch darauf geachtet, gemeinsame Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke zu machen. Es sollte keine Konkurrenz, kein «den anderen übertreffen» geben. Mittlerweile haben wir die Regel aufgelockert, denn wir wissen, dass unser Sohn zu uns zwei unterschiedliche aber auf ihre Art wertvolle und unersetzliche Beziehung hat. Ich glaube wir haben es geschafft, dass unser Sohn uns liebt, ohne Konkurrenzgefühl oder Loyalitätskonflikt.
Herzlich,
Andrea
Comments