Nedra Tawwab identifiziert in ihrem Buch «Grenzen machen uns frei» drei Arten von Grenzen: poröse, rigide und gesunde Grenzen.

Poröse Grenzen sind zu schwach oder werden nicht klar kommuniziert. Sie sind für uns unabsichtlich schädigend. Im Wohnkontext wäre das, wenn ich nicht klarstelle, dass mein Zimmer mein Privatbereich ist und nicht betreten werden soll. Dann habe ich für mein Privatheitsbedürfnis keine klaren Grenzen gesetzt und kommuniziert.
Rigide Grenzen sind unüberwindbar. Sie schützen das Bedürfnis, bauen aber auch Distanz zu den anderen Bewohnern und sind damit schliesslich auch schädlich. So würde ich beim Verlassen meines Zimmers meine Türe abschliessen. Die anderen Familienmitglieder würden sich ausgeschlossen fühlen und ein vertrauensvolles Verhältnis würde erschwert.
Gesunde Grenzen sind solche, bei welchen Werte und Bedürfnisse explizit kommuniziert und konsequent durchgesetzt werden. Ich erkläre klar, dass mein Zimmer meine Privatsphäre ist und dass ich erwarte, dass diese auch in meiner Abwesenheit respektiert und nicht betreten wird. Meine Bedürfnisse werden beehrt und gleichzeitig wird mein Gegenüber honoriert.
Bedürfnisse und Grenzen werden sich über die Zeit verändern und müssen auch neu kommuniziert werden. Das ist normal und verlangt keine Rechtfertigung. Dieser Findungsprozess in den eigenen vier Wänden kann dir vielleicht helfen, auch in anderen Bereichen deines Lebens neue oder gesundere Grenzen zu setzen.
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