Als ich meine Wohn- und Architekturpsychologie Weiterbildung angefangen habe, war ich frustriert, dass es dafür im Englischen keinen präzisen Begriff dafür gibt. Im Englischen verwendet man für die Wohnpsychologie als Teil der Umweltpsychologie den übergeordneten Begriff der «environmental psychology».

Doch mit der Zeit habe ich festgestellt, dass Umweltpsychologie (oder Umgebungspsycholgie) vielleicht besser mit meinem Ansatz übereinstimmt. Denn ich schaue nicht nur das Quartier, das Gebäude und die Wohnung – also die gebaute Umwelt – an. Nein, ich lasse alles miteinfliessen. Die Natur und die Orte, wo wir uns erholen. Die Gesellschaft und die Freunde, mit welchen wir uns umgeben. Die Schule und die Erwartungen, die dort für die Zukunft gesetzt werden. Die Gegenstände und die Erinnerungen, die in unserem Zuhause einen Platz bekommen oder einnehmen. Die Bewegungsmuster und Verhaltensweisen, die unsere Beziehungen prägen.
«Wie man sich bettet, so liegt man», sagt das berühmte Sprichwort. Oder poetischer ausgedrückt, «Wenn eine Blume nicht blüht, ändert man ihre Umwelt, nicht die Blume», Alexander van Heijer.
Das verbildlicht meinen Ansatz gut: Ich beachte sowohl was das physische und psychische Wohlbefinden zuhause als auch die emotionalen Beziehungen zu Partner und Kinder.
Ich habe wiederholt die Erfahrung gemacht, dass unsere Wohnung unser Innerstes spiegelt. Diese Tatsache kann man auf zwei Arten für eine Veränderung im eigenen Leben nutzen. Indem man über die Einrichtungsentscheidungen und Verhaltensmuster zuhause reflektiert, können wir zu Einsichten über unser inneres Befinden gelangen. Zweitens bietet uns unsere Wohnung ein Übungsfeld, in kleinen Schritten unsere Wünsche umzusetzen und Tag für Tag mehr Sicherheit und Vertrauen zu gewinnen. Wir können umgestalten, um erwünschtes Verhalten zu fördern. Wir können neue Bereiche einrichten, um neuen Gewohnheiten einen Raum zu geben. Wir können persönliche Nischen achtsam und liebevoll pflegen, als Spiegel für einen liebevollen Umgang mit uns selbst.
Jede und jeder kann die eigene Wohnung, das eigene Zimmer dafür nutzen, sich Gutes zu tun. Ich hoffe, dass auch du dem einen Versuch gibst und darin eine Bereicherung findest.
Was meinst du, ist Wohnpsychologie ein passender Begriff für meinen Ansatz oder wäre Umweltpsychologie zutreffender? Ich bin neugierig auf deine Meinung.
Herzlich,
Andrea
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